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Nr. 18 Der mit dem Wunsch für Frieden verbundene Newsletter Ihrer Buchhandlung Hübener

Liebe Leserinnen und liebe Leser,

am 8. Mai jährt sich das Ende des 2. Weltkriegs zum 77. Mal.

Nur die Älteren unter uns können sich noch an den Krieg und die Nachkriegszeit erinnern. Wir jüngeren kennen diese nur aus Erzählungen unserer Eltern und Großeltern, aus dem Geschichtsunterricht, Dokumentationen und aus Büchern.
Nach dem kalten Krieg und der daraus resultierenden realen Bedrohung, haben wir uns nicht vorstellen können, jemals wieder einen Angriffskrieg auf europäischen Boden erleben zu müssen. Niemals haben wir gedacht, dass zu unseren Lebzeiten ein 3. Weltkrieg in den Bereich des Möglichen rückt. Hoffen wir, dass es nicht dazu kommt.

Umso wichtiger ist es, die Schrecken der Zeit nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und die Geschichte, die zu den fatalen Ereignissen führte, zu verstehen.

Der Newsletter kommt ein paar Tage vor dem eigentlichen Datum, da wir Sie noch auf zwei Veranstaltungen (siehe unten) hinweisen möchten.


Hier unsere Buchtipps zum Thema:

84, Charing Cross Road

Wunderschöner Klassiker:

Helene Hanff, 84 Charing Cross Road
Atlantik  160 Seiten  10,-€

Durch Zufall stößt die amerikanische Bühnenschriftstellerin Helene Hanff Ende der 40er Jahre auf die Adresse eines kleinen Antiquariats in London. Eine neue Quelle für schwer aufzutreibende Bücher ? Die erste Bestellung ist der Beginn einer jahrzehntelangen Brieffreundschaft. Zunächst ist die Korrespondenz zwischen ihr und dem Londoner Buchhändler Frank Doel noch allein von der gemeinsamen Leidenschaft für Bücher geprägt. Frank treibt für Helene rare Buchausgaben auf, man spricht über Autoren, Werke und Buchausstattungen. Doch mit der Zeit werden die Briefe persönlicher und weiten sich auf das ganze Personal von Marks & Co. aus. Helene erzählt von ihrem Alltag in New York, ihrer Arbeit und aktuellen Ereignissen. Aus London wiederum erfährt die Amerikanerin, wie knapp die Lebensmittel zu jener Zeit sind, und schickt Care-Pakete an ihre Lieben. Schließlich erreichen die Briefe eine Vertrautheit, die man sie sonst nur zwischen wirklich guten Freunden findet.
Die Geschichte einer wunderbaren Freundschaft, die über 30 Jahre bestand hat. Ein unverzichtbares Buch für jeden Buchliebhaber:
Zum Weinen schön.

Empfohlen von Silke Gutowski


Eine Bibliothek in Paris

Janet Skeslien Charles, Eine Bibliothek in Paris
Blanvalet  560 Seiten  12,-€

In Montana der 80er Jahre freunden sich die Jugendliche Lily und die aus Frankreich stammende, ältere Nachbarin Odile an. Odile hat ein Geheimnis, das Lily herausfindet: 1939 geht für die junge Odile ein Traum in Erfüllung. Sie wird in der renommierten Amerikanischen Bibliothek angestellt. Doch ihr Leben und das ihrer Kolleginnen und Kollegen ändert sich, als Paris von den Nazis besetzt wird. Die Existenz auch der Bibliothek wird bedroht. Odile setzt alles daran, die Bibliothek zu retten und geht in den Widerstand. Sie kämpft mit den Waffen, die ihr zur Verfügung stehen: Bücher.
Eine Freundschaftsgeschichte, eine Lebens- und Liebesgeschichte, eine Geschichte der Menschlichkeit. Ein richtiger Schmöker zum Versinken und Vergessen, zum Lachen und Schlucken - kurz, man vergisst die Welt um sich herum! Obwohl es im leichten Stil geschrieben ist, sind ganz viele Themen enthalten. Auch für Lesekreise (obwohl sehr dick) sind im hinteren Teil genug Anregungen enthalten und ein kurzes Interview mit der Autorin rundet die Sache gut ab.

Empfohlen von Katja Müller


Wird gerade verfilmt:

Alles Licht, das wir nicht sehen

Anthony Doerr, Alles Licht, das wir nicht sehen
btb  528 Seiten  11,-€

Marie-Laure, die Tochter eines Museums-Hausmeisters, ist blind. Als die Deutschen in Paris einmarschieren müssen sie und ihr Vater fliehen. Ihr Vater erhält vom Museumsdirektor einen von vier identischen Steinen, um diesen vor dem Edelsteinexperten von Rumpel in Sicherheit zu bringen - den echten "Meer der Flammen" - Diamanten? In Saint Malo finden sie Unterschlupf bei Etienne, dem exzentrischen Großonkel, der seit Jahren französischen Kinderrundfunk sendet, dem
Werner und seine Schwester in einem Waisenhaus im Ruhrgebiet fasziniert gelauscht haben, als sie klein waren.  Da Werner seit seiner Kindheit ein Geschick für Radioempfänger entwickelt hat, erhält er die Chance, auf ein Nazi-Eliteinternat gehen, statt, wie für Waisen vorgesehen, im Kohlebergbau zu schuften. Der Krieg führt ihn nach Saint Malo, wo er Sender der Résistance aufspüren soll.
Eine derart wunderbar verwobene Geschichte, geschrieben in einer Sprache, die einen so warm umfängt, dass man hineingesogen wird in den Roman und ihn nicht wieder aus der Hand legen kann.
Wunderbar.

Empfohlen von Silke Gutowski


Familienroman:

Unsere wunderbaren Jahre

Peter Prange, Unsere wunderbaren Jahre
Fischer  976 Seiten  12,99€

1948 erhält jeder Deutsche, der in den Westsektoren wohnhaft ist, im Zuge der Währungsreform 40 DM. Plötzlich sind die Schaufenster wieder prall gefüllt mit all den Waren, die man zuvor schmerzlich vermisst hat. Was tun mit dem neuen Geld, das so viele Möglichkeiten eröffnet? Ausgeben? Sparen? Investieren? Diese Frage stellen sich Ruth, Ulla und Gundel, Fabrikantentöchter, Tommy, der Lebenskünstler, Benno, der ehrgeizige Kaufmann und der ängstliche Bernd, deren Geschichte(n) schicksalhaft miteinander verbunden sind und auch die Vergangenheit lässt sich nicht so leicht abschütteln.
Ein spannender Freundes- und Familienroman und gleichzeitig die Geschichte der jungen Bundesrepublik zwischen Wirtschaftswunder, Ölkrise und Mauerfall. Sehr lesenswert.

Empfohlen von Silke Gutowski


Noch ein Klassiker:

Jakob der Lügner

Jakob, der Lügner
Suhrkamp  288 Seiten  9,-€

In einem fiktiven jüdischen Ghetto in Polen behauptet Jakob, verbotenerweise ein Radio zu besitzen und verbreitet so Hoffnung unter den Ghettobewohnern.
Warum eigentlich nicht mal wieder einen Klassiker lesen?
Und man kann so gut darüber sinnieren, wie wirkungsvoll Lügen sein können - und vielleicht auch manchmal sein müssen. Der Held der Geschichte erfindet für andere Menschen eine etwas andere Wirklichkeit. Nichts anderes sind Märchenerzähler, Zauberkünstler - und Autoren! Nur mit dem Unterschied, dass man es bei diesen Unterhaltungskünstlern von vornherein weiß, dass sie fabulieren und man sich freiwillig darauf einlassen kann.
Diese Entscheidung fällt im echten Leben weg. Ist es dann hilfreich oder nicht?
Diese Ausgabe gibt es zum Beispiel bei Suhrkamp mit einem sehr interessanten Kommentar dazu, wenn man etwas in die Tiefe gehen möchte.

Empfohlen von Jens Fleischer


Sachbuch:

Keith Lowe, Der wilde Kontinent - Europa in den Jahren der Anarchie 1943 – 1950
Klett Cotta  544 Seiten  14,95€

Das Kriegsende am 8. Mai 1945 stellen wir Nachgeborene uns immer als friedlich vor: endlich war all das Schlimme vorbei. Familien fanden sich wieder, es gab zu Essen und Kaugummis, nach langer Entbehrung wieder Kultur, Tanzveranstaltungen und Freude am Leben, Trümmerfrauen räumten auf, es dauerte nicht lang, bis die Währungsreform das Wirtschaftswunder einleitete. Doch dieses umfassend recherchierte Buch berichtet von Zusammenbruch, Rechtlosigkeit, Gewalt und von einer Welt, die vollkommen aus den Fugen geraten war.
Keine leichte Lektüre, aber ein absolutes Muss.

Empfohlen von Thorsten Lemke (Mann der Buchhändlerin)


Kriegsenkel

Sabine Bode, Kriegsenkel   
Klett Cotta  304 Seiten  10,-€

Mir war gar nicht klar, dass es doch so viel Unsicherheit in meiner Generation vertreten ist. Da ich in einer sehr friedfertigen Familie aufgewachsen bin, die sich mit ihren Fehlern auch auseinandersetzt, habe ich das Glück, doch sehr standhaft und sicher durchs Leben zu gehen.
Trotzdem sind viele Gemeinsamkeiten da, die meine Generation betreffen: z.B. Kinderlosigkeit und Unsicherheit dem Glaubenssystem gegenüber. Bei vielen kommt noch eine diffuse Angst vor der Zukunft dazu oder sich nicht selbst zu finden. Das vieles doch mit der jeweiligen Familiengeschichte zusammenhängt und es sehr wichtig für das eigene Leben sein kann, sich damit auseinanderzusetzten, macht Sabine Bode in ihrem Buch ganz deutlich. Und es ist doch wichtig zu wissen, woher man kommt, damit man weiß, wohin man geht. Vielleicht kann ich auch nun die Suche und das Sehnen von Adoptionskindern besser nachvollziehen.

Empfohlen von Katja Müller


Jugendbuch für ältere Jugendliche und junge Erwachsene:

Kirsten Boie, Dunkelnacht
Oetinger  112 Seiten  13,-€

"Dunkelnacht " spielt in der bayerischen Kleinstadt Penzberg, an drei Tagen Ende April 1945. Die geschilderten Ereignisse sind möglichst nah am tatsächlichen Geschehen dargelegt, vieles ist wirklich so passiert. Es ist aus Sicht von Jugendlichen geschrieben, wie sich eine Dorfgemeinschaft von Angst, Sorge und Zögerlichkeit getrieben, nach wie vor von unbarmherzigen Menschen missbrauchen lässt. Diese Brutalität, diesen Blutdurst so kurz vor dem Ende des Krieges derart vor Augen geführt zu bekommen, ist heftig. Es ist gut und wichtig, sich mit solchen Ereignissen auseinanderzusetzen. Das Erstaunliche ist allerdings, dass gerade dort, wo so etwas passiert ist, immer noch nicht thematisiert wird. Die Scham und der Gedanke an das künftige Miteinanderlebens werden wohl zu groß sein.
Unbedingt lesen.

Empfohlen für Jugendliche ab 15 von Katja Müller


Jugendbuch:

Kirsten Boie, Heul doch nicht, du lebst ja noch
Oetinger  192 Seiten  14,-€

Nachkriegszeit in einem Hamburger Viertel, es geht um Jakob, der sich allein in Trümmern versteckt, um Herrmann, dessen Vater verkrüppelt aus dem Krieg heimgekommen ist und um Traute, deren Familie in ihrer Wohnung Platz machen muss, für Flüchtlinge aus Ostpreußen. Aus diesen Blickwinkeln wird über die Nachkriegszeit und die Entbehrungen, den Hunger, das Leben in dieser Ausnahmesituation berichtet und auch die unterschiedlichen Sichtweisen, wie man zu den Nazis stand. Jede dieser Sichtweisen ist tatsächlich nachvollziehbar. Und mir ist wieder klar geworden, wie wichtig es ist, sich untereinander auszutauschen und seinem Gegenüber respektvoll zu begegnen.
Ich finde den Ton in diesem Buch wesentlich leichter und besser zu verarbeiten als in "Dunkelnacht".

Empfohlen von Katja Müller


Jugendbuch:

Cornelia Franz, Swing High
Gerstenberg  224 Seiten  16,-€

Hamburg 1939 - 1953. Es gab, gibt und wird es auch immer geben, diese Gruppe von lebenslustigen und -hungrigen jungen Menschen, die eine Ausgelassenheit, Freude, Witz und Respektlosigkeit haben, brauchen oder in sich tragen und mit dem/ihrem Schicksal ganz anders umgehen, als manch anderer es je könnte. Sie sind schon bewundernswert, diese Geister, die sich nicht unterkriegen lassen und immer einen flotten Spruch auf den Lippen haben. Auch wenn sie verraten werden und viele nichts verraten, sie sind voll sprühender Ideen und wilder Energie. So auch in der Zeit des Nationalsozialismus, dem man mit dem unbändigen, andersartigen Jazz, durch Tanzen und Feiern, mit dem Englischen und über-Regeln-hinwegsetzen begegnete. Auch als Jude. Auch wenn die Eltern treue Anhänger des Regimes sind. Auch wenn man verhaftet wird.
Umwerfend.

 

Empfohlen von Katja Müller


Unsere nächsten Veranstaltungen:

Valentin - Cover

»Valentin«. Comicpräsentation mit Jens Genehr

Freitag, 6.05.2022 20 Uhr
Das Beet, Zollinlandplatz, 27568 Bremerhaven

Basierend auf den Film- und Fotoaufnahmen von Johann Seubert, der für die Nationalsozialisten den Bau des U-Boot-Bunkers Valentin in Bremen Farge dokumentierte, und den Tagebuchaufzeichnungen von Raymond Portefaix, der als Jugendlicher aus dem französischen Dorf Murat nach Bremen Nord verschleppt wurde und als KZ-Häftling auf der Bunker-Baustelle landete, erzählt Jens Genehr in seinem Comic Valentin von diesem riesigen Rüstungsprojekt, bei dessen Umsetzung mehr als 1000 Zwangsarbeiter_innen aus ganz Europa starben.


Neulich in Amerika  Die Sterne  Vogelgeister
Eliot Weinberger - Lesung des Jeanette Schocken Preisträgers

Sonntag, 8.5.2022 19 Uhr
Pferdestall, Gartenstr. 5, 27568 Bremerhaven

Eliot Weinberger, 1949 in New York geboren, wo er auch heute lebt, ist Schriftsteller, Herausgeber, Übersetzer und vor allem ein begnadeter Essayist. Seine enzyklopädische Neugier weitet sich krakenarmig in auch ferne Orte und Zeiten, lässt ihn mal erzählen von Nashörnern oder der Mythologie der Steine, lässt ihn schreiben über chinesische Lyrik, Frösche oder mittelalterliche Heilige. Es sind oft entlegene Fundstücke, die er in seinen Texten ausbreitet, und die wir staunend lesen ob all des Wissens, ob der poetischen Eleganz und der assoziativen Erkenntnisse.

Er ist ein Ästhet, der Zerbrechlichkeit und Schönheit, der die Ungewissheit des Seins auch in ironisch gebrochene Sprache fasst.

„Eine Art Zen-Meister der Essayistik“, wie ihn ein Kritiker einmal genannt hat.

Doch zieht sich dieser Meister keineswegs in die Abgeschiedenheit der Weltferne zurück. Im Gegenteil- immer wieder wirft Weinberger sich mit Verve ganz im Sinne Zolas –‚meine Pflicht ist es zu sprechen, ich will nicht Komplize sein‘-ins Getümmel der aktuellen Politik und offenbart monströse Abgründe und moralische Korrosion in brillant komponierten und komprimierten Textmontagen von Zitaten und Fakten. In dem Band „Neulich in Amerika“, in dem er den Weg der republikanischen Partei, ihrer Präsidenten und Repräsentanten, ihrer Einstellungen und Entscheidungen von Bush bis Trump nachzeichnet, entlarvt er den Zynismus der Herrschenden und zeigt die Fragilität der Demokratie. Malt ein deprimierendes Sittenbild eines Teils der Vereinigten Staaten.

Ganz im Sinne der Aufklärung agiert Weinberger in diesen Texten als agent provocateur für eine bessere Welt, als großer Warner vor dem Verlust von Freiheit und Menschenwürde.

Veranstalter: Jeanette Schocken Verein – Bremerhavener Bürgerpreis für Literatur & Kulturamt Bremerhaven
Eintritt: 10,-€ / ermäßigt 5,-€
Tickets 0471 43 333
tickets@pferdestall-bremerhaven.com

Wir sind mit einem Büchertisch anwesend.


"Wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen."
Heinrich Heine


Weitere Buchempfehlungen - auch zu allen anderen Themen - erhalten Sie gern bei uns im Geschäft von Ihren Buchhändler:innen

 

Jens Fleischer (Buchhändler und Inhaber)
Petra Riggers (Buchhändlerin)
Katja Müller (Buchhändlerin)
Silke Gutowski (Buchhändlerin)
Susanne Lindner (Auszubildende)

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