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Mr. Lincoln & Mr. Thoreau

Roman

Erschienen am 16.06.2021, Auflage: 1/2021
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783737411738
Sprache: Deutsch
Umfang: 192 S.
Format (T/L/B): 2 x 20.5 x 13.5 cm
Lesealter: 15-99 J.
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Der junge Abraham Lincoln schlägt sich als mittelmäßiger Prärie-Anwalt durchs Leben. Er hat als Lokalpolitiker ein Haushaltsloch zu verantworten und leidet unter Depressionen. Als er sich in Mary Todd verliebt, erfährt sein Leben eine neue Richtung. Allerdings stellt sich Marys Familie gegen eine Hochzeit, wodurch Lincoln in eine Krise gerät, die ihn an allem zweifeln lässt. Mehr als tausend Kilometer entfernt, an der Ostküste, versucht Henry David Thoreau so unabhängig wie möglich zu leben. Er baut sich eine Hütte im Wald und weigert sich bald auch, Steuern zu zahlen. Als die Steuerbehörde ihn für eine Nacht ins Gefängnis steckt, schreibt er einen folgenreichen Aufsatz über die Pflicht zum Ungehorsam gegenüber dem Staat, den auch Abraham Lincoln liest und den dieser - als Anwalt und Politiker - nicht akzeptieren kann. Lincoln kämpft sich aus seiner Krise und macht sich auf den Weg, Thoreau zu treffen. Und so kommt es zu einem Zwischenfall, von dem die Weltgeschichte nichts weiß. Sebastian Guhr konstruiert eine raffinierte literarische Fiktion, die glänzend unterhält und Fragen zur politischen Gegenwart stellt. Außerdem treten auf: Ralph Waldo Emerson, Nathaniel Hawthorne und die junge Louisa May Alcott.

Autorenportrait

Sebastian Guhr, geboren 1983 in Berlin, hat Philosophie, Amerikanistik und Literaturwissenschaften studiert. Für seine Texte wurde er mit Preisen und Stipendien ausgezeichnet. Er lebt und arbeitet in Berlin-Neukölln. Mehr Informationen unter: www.sebastian-guhr.de

Leseprobe

Der erste Baum fällt nach drei Stunden. Vorher ist Thoreau auf ihn geklettert und hat nach Vogelnestern gesucht, die er auf andere, weiter entfernt stehende Bäume umsiedelte. Jetzt benutzt er die Axt als Fällkeil und lehnt sich gegen den Stamm, bis dieser knackend nachgibt und auf den Waldboden niederrauscht. Vögel flattern davon, ihr Kreischen hallt durch den Wald wie durch eine Kathedrale. Mehr schafft er heute nicht. Er kehrt am nächsten Tag zurück, um weiter Holz zu schlagen und zu bearbeiten, und am Tag darauf, bis eine Woche vergangen ist. Da der Boden sich als steinig erweist, sammelt er die größeren Brocken auf einem Haufen, aus dem er später einen Backofen bauen möchte. Bis dahin isst er mittags sein Butterbrot, auf einem Baumstumpf sitzend. Die Sonne wärmt ihm die Stirn. Seine Finger kleben vom Harz und auch das Brot schmeckt nach Wald. Er liest die Zeitung, in die seine Mutter das Brot eingepackt hat, und er stellt fest, dass es nichts Neues in der Welt gibt. Ein paar Landgewinne im Krieg gegen Mexiko, die die Grenze der Sklavenhalterstaaten weiter nach Süden verschieben. Und der Norden schweigt wie immer dazu. Thoreau seufzt und knüllt die Zeitung zusammen. Die ewige Dummheit der Menschen. Das ist nichts, womit er sich hier draußen beschäftigen möchte. [.] In seiner ersten Nacht streift ein Bär um die Hütte, schnauft und kratzt an der Tür wie liebestoll. Thoreau schreckt aus dem Schlaf auf und greift nach dem Hammer, haut damit auf den Hüttenboden und macht Lärm. Kurz verstummt der Bär, aber bald darauf wirft er sich mit Wucht gegen die Bretterwand, sodass die ganze Hütte wackelt. Thoreau hat keine Angst, im Gegenteil, in seiner Brust kribbelt es, wie wenn man in eiskaltes Wasser springt. Er kann das feuchte Fell des Bären riechen, und er baut sich aus der Axt und einem morschen Kartoffelsack eine Fackel, die er mit einem Zündholz in Brand setzt. Damit bewaffnet, reißt er die Tür auf und springt auf den Bären zu. Dessen schwarze Augen funkeln im Schein der Flamme. Die Natur hat Augen, denkt er und wedelt mit der Fackel, treibt das Tier vor sich her, bis es sich in den Wald zurückzieht. Außer Atem steht Thoreau auf der Lichtung, hört das aus der Dunkelheit kommende Schnaufen und entschuldigt sich bei dem Bären. Nach einer Weile wird es still. Meister Petz hat ihn als Nachbar akzeptiert. Aber als er wieder in seinem Bett liegt, hört er aus der Ferne eine Eisenbahn rattern. Es muss der Nachtzug über Boston nach New York sein. Er hätte nicht gedacht, dass man den bis hierher hört.

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